Veranstaltungsreihe 2004-2006
Die Kritik der deutschen Linken durch den revolutionären Sozial- & Psychohistoriker »im Handgemenge« vor & nach dem »Deutschen Herbst«. Im Fokus stehen die Ansprüche »des bewaffneten Kampfes« innerhalb der herrschenden deutschen Kontinuität. Veranstaltung im Rahmen der ›2. Gegen-Uni‹ (7.-11. November 2005) im institut für vergleichende irrelevanz [ivi] am 10.11.2005»Peter Brückner war der coolste Professor der Studentenbewegung«, so die Spex 1995 in einer Zusammenschau zu dem damals schon verschütteten Werk des radikalen kritischen Wissenschaftlers. »Er war selbst für die APO noch zu antiautoritär und brachte es nie zum Polit-Star. Dabei war er einer der wenigen Linken, die (sub)kulturelle Strategien nicht mit Argwohn beäugt haben. 'Klassenkampf' und neue soziale Bewegungen haben sich schon damals für ihn nicht ausgeschlossen.«
Beides war für das Universitätsregime der BRD nicht akzeptabel, so dass PB in den 70er Jahren wegen seines politischen Engagements mit einem Strafprozess verfolgt, mit Berufsverbot schikaniert, von seiner Forschung und Lehre suspendiert wurde, galt er doch als eine 'Art Symbolfigur für den linken Professor' (so die FAZ 1982, nachdem er im Alter von 59 einem Herzversagen erlegen war).
»Sie haben ihn um die Ecke gebracht. An uns ist es, ihm um diese Ecke nachzuschauen, bevor er am Ende der Straße gänzlich verschwindet.« schrieb Fritz Güde damals in einem Nachruf. Dieses Verschwinden scheint mehr als zwanzig Jahre später perfekt zu sein, sind doch inzwischen die bestallten Kriegsgewinnler der APO mitsamt den akkomodierten Protagonisten der »Neuen Sozialen Bewegungen« längst in den akademischen Betrieb der Gesellschaftswissenschaften der Berliner Republik eingerückt, um ihre Stellungen als mehr oder weniger »kritische GesellschaftswissenschaftlerInnen« zu verteidigen.
Denjenigen dagegen, die als – studierende, lehrende wie außeruniversitär theoriepraktische – KritikerInnen der bestehenden »zivilgesellschaftlichen« Zustände gegenüber dem beanspruchten kritischen Potenzial staatlich bezahlter Wissenschaft zunehmend wieder skeptischer werden, kann Peter Brückners engagiertes Leben, Lehren und Forschen zum Kriterium dienen, wie weit die Marxsche Parole emanzipatorischer Kritik: »Krieg den deutschen Zuständen!« in der BRD schon mal durchgedrungen war, wieweit sie isoliert und abgestumpft worden ist und ob ihre Radikalität im Handgemenge endlich doch aktualisiert werden kann. Denn mit seiner Erforschung und Darstellung der Sozialpsychologie des Kapitalismus im allgemeinen und der deutschen Miserabilität im besonderen – vom NS über den Post-NS bis zur BRD-Linken – hat er einen unverrückbaren Maßstab gesetzt.
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